Massgeschneiderte und unabhängige Softwareentwicklungen

01.03.2023
expert
Cäsar Stiefel
Head of Business Line Defense and Public Safety

ELCA Informatik ist das grösste, unabhängige Schweizer Unternehmen in privater Hand für Informations- und Kommunikations-Technologie. Seine Strategie fokussiert darauf, die digitale Transformation in der Schweiz voranzutreiben. Die militärischen Anwendungen sind gegen aussen kaum je direkt ersichtlich, weil klassifiziert und in Systemen verbaut. Cäsar Stiefel, Head of Business Line Defense and Public Safety, gibt uns Einblick in einen bedeutenden Akteur der Schweizer Sicherheitspolitik.


Peter Müller von ASMZ  im Gespräch mit Cäsar Stiefel
 

Am Anfang eines erfolgreichen Unternehmens steht in der Regel eine neue Idee: Welches technologische Produkt oder welche Dienstleistung bildete die ursprüngliche Grundlage von ELCA Informatik?

1968 – lange bevor die PCs verbreitet waren – hatte ein kleines Team von Ingenieuren der École polytechnique fédérale de Lausanne (damals noch EPUL genannt) die ELCA unter dem Namen «Electro-Calcul» gegründet. Sie hatten die Software des Kontrollsystems für die Anlagen des Grande-Dixence-Staudamms entwickelt und damit die massgeschneiderte Softwareentwicklung als Grundlage für das junge Unternehmen geschaffen. Auch heute ist die Softwareentwicklung eine Kerndienstleistung unseres Unternehmens. Jedoch hat sich das Service-Portfolio sehr stark erweitert.

Wenn Sie das heutige Angebot kurz zusammenfassen: Wie lässt sich die aktuelle Produktpalette von ELCA Informatik am prägnantesten charakterisieren?

Das IT-Dienstleistungsangebot der ELCA-Gruppe ist spezialisiert auf individuelle, kundenspezifische Bedürfnisse. Unsere Produktpalette umfasst Softwareentwicklung, Integration von COTS (Commercial-off-the-Shelf) und MOTS (Military-off-the-Shelf) Produkten, Cybersicherheit, individualisierte und komplexe Cloud-Lösungen, IT-Beratung  und Managed Services. Dabei gehören sowohl private wie auch öffentliche Organisationen und Unternehmen zu unserem Kundenkreis.

Marketingmässig wird gerne auf die «Unique Selling Proposition (USP)» verwiesen: Durch welche Einzigartigkeit soll ELCA Informatik bei der Kundschaft wahrgenommen werden?

ELCA ist das grösste, unabhängige Schweizer ICT Unternehmen in privater Hand. Unser USP ergibt sich aus unserer  Produkt- und Technologie-Unabhängigkeit, unserer Grösse mit über 2'000 hochqualifizierten Mitarbeitern und der damit einhergehenden Kompetenz IT-Lösungen über den gesamten Lebenszyklus zu verantworten.

Zum einen verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen als Generalunternehmer komplexe Individuallösungen umzusetzen. Und zum anderen können wir gemeinsam mit ausländischen (Rüstungs-)Produktanbietern als Partner MOTS Produkte anpassen, implementieren und die Wartung gewährleisten.

Auch spezialisierte Bereiche wie künstliche Intelligenz (AI), Big Data & Analytics, Cybersicherheit, Advisory Services oder das Konzipieren, Realisieren und Betreiben von klassifizierten Plattformen gehören zu unserem Fähigkeitsbereich.

Die Strategie der ELCA basiert darauf, als Schweizer Unternehmen die digitale Transformation in der Schweiz voranzutreiben und gemeinsam zu gestalten.

Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Konflikt und Lieferengpässe (um nur einige Stichworte zu nennen) hinterlassen überall ihre Spuren: Inwiefern ist Ihr Unternehmen davon betroffen?

ELCA verfügt über ein solides Fundament mit einem diversifizierten Portfolio sowohl aus technologischer wie auch aus Kundensicht. Das macht uns als Unternehmen resilienter und hilft uns im Umgang mit solchen Ereignissen. Unsere Mitarbeiter arbeiten an Systemen, welche die Kernprozesse unserer Kunden (öffentliche und private Organisationen und Unternehmen in der Schweiz) in ihrem Geschäft unterstützen. Und genau dort brauchen unsere Kunden einen stabilen und hoch-verfügbaren Partner – insbesondere in Krisenzeiten.

Heute wird meist übereinstimmend festgestellt, das Militär sei nicht mehr der technologische Treiber. Wie nehmen Sie diese Entwicklung in Ihrem Tätigkeitsbereich wahr?

Dem stimmen wir zu. Heute ist es die Industrie, welche die technologischen Treiber sind. Die Innovation in Rüstungsgüter hat bei der heimischen Industrie aus export-politischen Gründen stark abgenommen. Dabei ist es nicht erstaunlich, dass in den letzten Jahren und Jahrzehnten neue Technologie vorwiegend bei ausländischen Unternehmen beschafft wurde.

Fakt ist jedoch, dass die Rüstungsgüter heute eine Vielzahl an Softwarekomponenten beinhalten, welche für den reibungslosen Betrieb von zentraler Bedeutung sind. Um den Unterhalt und die Instandhaltung zu gewährleisten, sind Fähigkeiten und Wissen in der Schweiz auf- bzw. auszubauen. Zum einem um die Unabhängigkeit von ausländischen Unternehmen (und deren politischen Umfeld) zu minimieren und andererseits dem Risiko einer massiv reduzierten Durchhaltefähigkeit der Schweizer Armee entgegenzuwirken.

Erfreulich ist, dass die Schweizer Armee seit kurzem lokale, innovative Unternehmen im Rahmen der STIB einbindet, um die gemeinsame Zukunft auszugestalten. ELCA begrüsst diesen Ansatz und beteiligt sich aktiv daran, Innovationsvorschläge für die Herausforderungen der Schweizer Armee von Morgen zu erarbeiten und einzureichen.

Als möglichen künftigen Ansatz sehen wir auch, dass mittels PPP (Public-Private-Partnership) die Schweizer Industrie insbesondere im Bereich Innovation noch besser und einfacher eingebunden werden kann.

Welche Bedeutung haben Forschung und Entwicklung in Ihrem Unternehmen? Handelt es sich eher um eigene Initiativen oder Drittverträge?

Unser bevorzugtes Modell ist es, gemeinsam mit wichtigen Marktteilnehmern – sowohl Kunden wie auch nationale und internationale Partner – skalierbare, nachhaltige und zukunftsträchtige Lösungen zu konzeptionieren und erfolgreich zu implementieren. Forschung und Innovation wird auch intern durch Trendbeobachtungen vorangetrieben, um potenzielle Herausforderungen im Zusammenhang mit der Entwicklung oder dem Aufkommen neuer Technologien am Markt zu antizipieren. Um die Spitzenposition der Innovationskraft der Schweiz und unseres Unternehmens zu halten, arbeiten wir zudem mit akademischen Institutionen wie der EPFL zusammen.

Die Armee beklagt immer wieder die fehlende Planungssicherheit. Wie nehmen Sie die aktuelle Situation wahr? Erfahren Sie rechtzeitig und zuverlässig von künftigen Investitionsvorhaben?

Bei ELCA engagieren wir uns in einer Vielzahl von Verbänden wie STIB, GRPM, swissASD, Swico, ICT Switzerland, EPFL Center for Digital Trust, Gesprächskreis Cyber- und Informationsraum und Swiss made Software etc. um uns aktiv einzubringen und mitzugestalten. Ebenfalls arbeiten bei der ELCA zahlreiche Mitarbeitende, die als Offiziere aktiv Militärdienst leisten und somit Kultur und Wissen zurück in unser Unternehmen tragen.

Wie wichtig ist der eigentliche Rüstungssektor bei ELCA Informatik im Vergleich zu Dual-Use- und rein zivilen Gütern und Dienstleistungen?

Wir haben eine lange Tradition im Rüstungssektor in der Schweiz, welche auf einer über 30-jährigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Schweizer Armee und wichtigen Akteuren des Rüstungssektors beruht. ELCA verfügt über spezifische Fähigkeiten und ein breites technologisches Wissen, welches zu Gunsten der Schweizer Armee einen wesentlichen Beitrag an die Durchhaltefähigkeit leistet. Im weiteren bietet die langjährige Zusammenarbeit spannende und herausfordernde Projekte und stärkt somit die Attraktivität von ELCA als Arbeitgeber nachhaltig.

Heute decken wir viele verschiedene Branchen ab und sind im öffentlichen und privaten Sektor der Schweiz ausgewogen tätig. Unsere Produkte und Dienstleistungen sind grundsätzlich zivile Güter, wie Blockchain basiertes Ticketing, elektronisches Patientendossier oder künstliche Intelligenz für vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Unser Know-How und unsere Dienstleistungen gelangen aber auch fallweise im Sicherheitsbereich zum Einsatz – wie beim CPF (Cockpit Plan Führung / FABIS) oder der Telekommunikation der Armee. Jedoch exportieren wir diese nicht.

Das öffentliche Beschaffungsrecht wurde vor über einem Jahr komplett revidiert: Hatte dies auch Auswirkungen auf Ihren Tätigkeitsbereich?

Insbesondere den Wechsel des Fokus von Preiswettbewerb hin zu Qualitätswettbewerb gibt den Schweizer Unternehmen wie auch der ELCA Chancen, Ihre Fähigkeiten und Expertise in einem erweiterten Spektrum an Ausschreibungen anzubieten. Ebenfalls bietet es Chancen für die Schweiz, neues Wissen und Erfahrungen im Land aufzubauen, indem Schweizer Unternehmen mit internationalen (Rüstungs-)Unternehmen als Partner an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen.

Die Nachhaltigkeit ist ein weiterer Aspekt, welchem wir bei ELCA grosse Bedeutung beimessen. Massnahmen wie Sensibilisierung auf die Reduktion von Energie , Benützung des öffentlichen Verkehrs sind einige Beispiele. Noch weiter gehen wir bei der Softwareentwicklung in dem wir die Anforderungen mit optimiertem Code umsetzen.

Beschaffungen von Rüstungsgüter werden – nicht nur in der Schweiz – in der Mehrzahl der Fälle nicht öffentlich ausgeschrieben. Wie beurteilen Sie diese Situation?

Diese Situation erfordert einen engen Austausch mit dem Beschaffer, damit wir als potenzieller Anbieter nicht übersehen werden. ELCA hat sowohl in technologischer wie auch fachlicher Hinsicht zahlreiche Fähigkeiten und Ressourcen, welche dazu beitragen, unser Land in allen Lagen zu unterstützen.

Kritisch diskutiert werden in der Öffentlichkeit immer wieder die Offsetgeschäfte. Wie stehen Sie zu diesem Thema? Werden Offsetgeschäfte eher als Bremsklotz bei der Offerteingabe oder als Türöffner und Technologietransfer gegenüber dem Ausland wahrgenommen?

Das Offsetgeschäft ermöglicht es Schweizer Unternehmen in unserem Land den Aufbau von Wissen und Fähigkeiten, welche heute nicht vorhanden sind. Im weiteren stärken sie unseren Industriestandort und somit die Weiterentwicklung von Unternehmen und Sicherung von Arbeitsplätzen.

ELCA arbeitet auch mit ausländischen Rüstungsunternehmen in mehreren Bereich zusammen – zu nennen sind dabei die Cybersicherheit, künstliche Intelligenz (AI/machine Learning), vorausschauende Wartung (predictive Maintenance) oder auch die Integration von Rüstungsprodukten in der Schweizer Armee.

Defence Unternehmen benötigen in der Regel hochqualifiziertes Personal. Bietet Ihnen der Schweizer Arbeitsmarkt diesbezüglich ausreichend Entwicklungs- und Rekrutierungsmöglichkeiten?

Wahrlich ist es sehr schwer genügend Ressourcen zu finden um unserem Wachstum gerecht zu werden.

Als innovatives Schweizer Unternehmen beschäftigt ELCA vor allem hoch qualifizierte Mitarbeitende. Der Wettbewerb um diese Talente treibt uns an, unsere Attraktivität als Arbeitgeber aufrechtzuerhalten, indem wir auf Nachhaltigkeit und Teamgeist setzen und die Vielfalt unserer Projekte in verschiedenen Industriezweigen in der Schweiz fördern.

Bei der Durchmischung unserer (Projekt)Teams mit Absolventen von EPFL, ETH, Fachhochschulen, Universitäten und unseren erfahrenen Fachexperten messen wir eine hohe Bedeutung zu.

Ist ein Rüstungsgut mal der Armee übergeben, so stellt sich die Frage von Unterhalt, Instandhaltung und Weiterentwicklung. Wie beurteilen Sie die aktuelle Politik zu den Materialkompetenzzentren?

Dem Unterhalt und der Weiterentwicklung von ICT Systemen ist eine besondere Bedeutung beizumessen, zumal das Wissen und die Fähigkeiten zentral sind für die Nutzung der Systeme und somit die Einsatzbereitschaft der Schweizer Armee.

Wir empfehlen aber künftig auch Schweizer Unternehmen wie ELCA stärker einzubinden, damit die Fähigkeiten und das Wissen innerhalb der Schweiz erhalten bleibt.

Die Schweizer Armee leidet seit Jahren an unvollständiger und teilweise veralteter Ausrüstung. Nun zeichnen sich finanzielle Lichtblicke ab. Wo müsste aus Ihrer Optik prioritär der Hebel angesetzt werden?

Die Corona Pandemie, der aktuelle Ukraine Konflikt und weitere Spannungen haben uns aufgezeigt, dass letztendlich die Durchhaltefähigkeit eines Landes entscheidend ist für den Fortbestand und die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens.

Als Schweizer ICT Unternehmen sehen wir die Priorität darin, den Einbezug von lokalen Unternehmen in Projekte und Systeme weiter zu verstärken. Durchhaltefähigkeit ist auch für die Schweizer (ICT) Partnerunternehmen ein wichtiges Kriterium im Rahmen der Einsatzbereitschaft der Schweizer Armee. Unser Unternehmen hat heute die Fähigkeit, die Expertise und die Grösse, als Generalunternehmer komplexe und umfangreiche ICT Projekte sowohl alleine, aber auch mit nationalen und internationalen Partnern zu realisieren.

Der technologische Wandel nimmt exponentiell zu. Wo sehen Sie die grössten Veränderungen im Kompetenzbereich von ELCA Informatik?

Der Einsatz künstlicher Intelligenz (AI/artificial intelligence) sowie die steigende Komplexität im Bereich der Cybersicherheit, sind aktuell die grössten Herausforderungen an welchen wir intensiv arbeiten.

Im Bereich des Quantencomputing sehen wir künftige Trends, welche wir in unsere Softwareentwicklung einfliessen lassen.

"Herausforderungen der Zukunft" sind immer große Worte. Doch in welchen Bereichen wird sich ELCA Informatik kurz- und mittelfristig am meisten bewähren müssen?

Die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden, die proaktive Antizipation an neuen Technologien und dem stetigen Wandel der Wirtschaft treibt uns auch in Zukunft an. Neben unserem stetigen organischen Wachstum haben wir zuletzt weitere Akquisitionen getätigt. Hier fokussieren wir uns darauf, die Integration der neuen Talente in die Gruppe erfolgreich zu gestalten und sie in unserer ELCA Tribe willkommen zu heissen.

Kontakt: Cäsar Stiefel

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